Religiöse Fanatiker oder Freiheit - Schlachtfeld Evolutionslehre
Unbemerkt von den meisten Menschen findet zur Zeit der Krieg um unsere Freiheit statt. Unsere Freiheit, das sind unsere Rechte nach eigenen Vorstellungen zu leben, die Bindung staatlicher Gewalt an das Recht, unsere demokratischen Rechte und die Tatsache, daß wir in einer Gesellschaft leben, in der es normal ist, daß Menschen verschiedener Meinung sein können.
Fanatiker jeder Art wollen genau das zerstören. Sie meinen, daß ihr Glaube so gut und überlegen ist, daß sie dafür andere Meinungen unterdrücken können, damit möglichst am Ende alle das Gleiche denken und tun. Sie haben keinen Respekt vor der Privatsphäre, und wollen bis in die Schlafzimmer aller Menschen hineinregieren. Sie verachten Demokratie und Rechtsstaat.
Unsere Freiheit wurde einstmals gegen absolute Monarchen erstritten. Liberale Bürgerrechte gehen vor allem auf Denker des 18. Jahrhunderts zurück, die über Gewaltenteilung, Rechtsstaat, Gleichheit vor dem Gesetz und Freiheit schrieben. Und wie diese Freiheitsrechte aussehen müssen, das lernten wir immer dann, wenn Kommunisten, Faschisten oder Islamisten sie angriffen. Und jedes Mal konnten die Fanatiker es ausnutzen, daß den meisten Bürgern nicht klar war, was auf dem Spiel steht, wenn sich extreme Weltanschauungen formieren.
Der neue Krieg um unsere Freiheit wird vordergründig auf dem Boden der Wissenschaft ausgetragen, und deshalb meinen viele Menschen, es ginge sie nichts an. Aber wenn christliche Fundamentalisten mit Kreationismus und Intelligent Design die Evolutionslehre bekämpfen, dann geht es um nichts weniger, als darum, uns unsere Freiheit zu nehmen, kritisch zu denken. Und der Hebel, den die Fanatiker hier verwenden, wird so angesetzt, daß man zuerst die Wissenschaft in Zweifel setzt, um dann die Menschen schutzlos den Glaubenssätzen auszusetzen, die die Fundamentalisten vorgeben. Es wäre naiv, die Breitenwirkung dieser Taktik zu unterschätzen. Natürlich läßt sich kein Mensch mit naturwissenschaftlichen Kenntnissen, der seinen kritischen Geist nutzt, vom Kreationismus aufs Glatteis führen. Aber die meisten Menschen sind eben nicht naturwissenschaftlich interessiert und geschult, und sie können durchaus darin getäuscht werden, daß Kreationisten und Wissenschaftler eine gleichwertige Debatte führen. Ist es dann erst gelungen, ins allgemeine Denken einzuführen, daß die Bibel mehr ist als ein Glaubensbuch, können geschulte Propagandisten Menschen auch dazu bringen, es für plausibel zu halten, daß man Gesetze und Verhaltensregeln im Alltag aus der Bibel ableitet. Wohlgemerkt, so aus der Bibel ableitet, wie die Fundamentalisten es vorgeben. Vergleichbares ist im Iran und in Afghanistan abgelaufen, wo die Islamisten sich erst einen Platz als Instanz beim politischen Kampf gegen das alte Regime oder ausländische Einflüsse erstritten, dann die Deutungshoheit gewannen und am Ende diktatorische Macht.
Der gutgläubige Mensch könnte jetzt fragen: „Na, warum lassen wir nicht einfach die Meinungen streiten, die bessere Ansicht wird gewinnen?“ Oder: „Wenn wir das mit Freiheit und Toleranz ernst nehmen, dann muß da ja auch ein Platz für religiöse Fundamentalisten in unserer Gesellschaft sein.“ Zum letzteren: die Freiheit des einzelnen endet da, wo die Freiheit des anderen anfängt. Fundamentalisten bedrohen die Freiheit anderer, und genau da muß ihre eigene Freiheit enden. Wenn Familien von Fundamentalisten die eigenen Kinder so indokrinieren, daß diese nicht mehr frei entscheiden können, wie ihr eigenes Leben aussehen soll, dann ist das bereits ein Problem. Schulen der Fundamentalisten sind nicht akzeptabel. Und wenn Fundamentalisten Einfluß auf Schulbücher nehmen, wenn ihre Organisationen Druck ausüben können, wenn wegen ihnen Kliniken schließen müssen, weil in diesen Einrichtungen legale Abtreibungen durchgeführt werden, wenn Fundamentalisten versuchen, Filmaufführungen und Bucherscheinungen zu verhindern, dann ist muß ihre Freiheit unterdrückt werden zur Sicherung der Freiheit aller.
Was aber den Streit der Meinungen angeht: einen fairen Wettstreit kann es nur zwischen gleichwertigen Ansichten geben. Kreationismus ist aber ein Glaube, es ist Teil einer Religion, und es läuft außerhalb des logischen Denkens und der experimentell gestützen Forschung. Die Evolutionslehre hingegen stützt sich auf der Diskussion experimenteller Ergebnisse und auf logisches Denken. Zur Wissenschaft gehört die Selbstkritik dazu, auch die Diskussion eigener Schwächen. Genau das macht die Wissenschaft für Weltanschauungen wie den Kreationismus angreifbar, bei dem Selbstkritik nicht stattfindet.
Die Diskussion über die Evolution kann sehr tief und kompliziert geführt werden, aber damit wird man bereits dem Kreationismus nicht gerecht. Im Grunde geht es um exakt zwei Standpunkte: ist das Leben auf dieser Erde geschaffen worden oder ist es zufällig entstanden. Wurde es geschaffen, gibt es auch einen oder mehrere Schöpfer. Wirklich zwingend ist diese Theorie aber nur, wenn danach der Schöpfer selbst nicht einfach eine andere Lebensform von einem anderen Planeten ist, bei der sich automatisch die Frage nach Schöpfung oder Evolution erneut stellt, sondern ein übernatürlicher Schöpfer. Das ist automatisch ein Gott oder Götter. Dies zu leugnen, mag dann zwar eine bequeme Taktik sein, vorzutäuschen, man wolle wertneutral Fragen diskutieren. Aber es läuft automatisch auf Gott oder Götter als Schöpfer hinaus, auf irgendeine Form übernatürlicher Macht mit schöpferischem Antrieb. Das Problem einer solchen Ansicht ist, daß es keinen experimentellen Beleg für eine übernatürliche, schöpferische Macht gibt. Es gibt auch keine Lücke in dem wissenschaftlichen Gedankengebäude, die man nur dadurch schließen kann, daß es eine übernatürliche Macht gibt. Niemand hat es gesehen oder gemessen und niemand hat es gebraucht, um etwas Vorhandes zu erklären. Damit braucht man auch nicht die absurde Diskussion zu führen, es gebe zwar keinen Beweis für, aber auch keinen Beweis gegen Gott. Den Beweis gegen etwas braucht man nur dann, wenn eine Anfangsplausibilität für etwas besteht. Diesen Anfangsverdacht für einen oder mehrere Götter haben wir aber so wenig, wie wir einen für Feen, für Schneewittchen oder Rübezahl haben. Kein Mensch käme hier auf die Idee zu sagen, man dürfe nicht behaupten, daß sie nicht existieren. Gott existiert in gleicher Weise nicht, wie Feen nicht existieren. Wer dem widerspricht, der muß Beweise liefern, bevor überhaupt die Frage zu einer der Wissenschaft werden kann.
Auf welcher Basis steht nun demgegenüber die Evolutionslehre? Zunächst mal: daß das Leben zufällig entstanden ist und sich dann auch nach Regeln des Zufalls weiterentwickelt hat, ist eine Überlegung, die sich zwingend ergibt, weil diese Ansicht ohne weitere Annahmen auskommt. Diese Ansicht erfordert nichts weiter, als daß die Naturgesetze für alles gelten, ohne Ausnahme. Alles, was man hier verlangen darf, ist der Nachweis, daß die Entwicklung, die wir hier behaupten, möglich ist. Sie ist es, denn sie ist erfolgt. Leben existiert, es ist vielgestaltig. Es basiert auf Erbgut, das an Nachkommen weitergegeben wird. Das Erbgut kann sich verändern (mutieren), was jedes genetische Labor bestätigen kann, und die Veränderungen führen zu veränderten Eigenschaften der Lebensform. Zugleich erleben wir tagtäglich, daß Mitglieder einer Art verschieden erfolgreich darin sind, überlebende Nachkommen zu haben und so eine ständige Auswahl von Leben stattfindet, die bestimmtes Erbgut fördert und anderes aussterben läßt. Die wenigen Sätze hier beschreiben eine Evolutionslehre, und bereits in dieser einfachen Form, die in jedem Punkt experimentell bewiesen ist, widerspricht sie der Idee eines Lebens aus der Hand eines Schöpfers. Man braucht aber dem Trick der Kreationisten nicht zu folgen, sich daran festzubeißen, daß man die Evolutionslehre genauer festlegen kann, daß es dabei verschiedene Theorien geben kann, und daß eine davon die Neodarwinistische Evolutionstheorie ist, die sich zwar als Lehrmeinung durchgesetzt hat, die aber durch berechtigte Kritik auch einer ständigen Fortentwicklung unterliegt Es ist erwiesen, daß das Leben sich nach gewissen Gesetzmäßigkeiten entwickelt, daß Mutation und Auswahl die Entwicklung und den Bestand von Arten steuern, und daß das Leben sich über lange Zeiträume verändert. Wie nun genau die Evolutionslehre zu formulieren ist, ist Thema der Wissenschaften. Ob es Evolution gibt, braucht man hingegen nicht mehr zu diskutieren – es ist bewiesen. Gefordert ist damit daher nicht der krampfhafte Versuch, Kreationisten zu beweisen, daß sie eine Glauben vertreten, der der wissenschaftlichen Erkenntnis widerspricht, sondern zu hinterfragen, welche dunklen Ziele Kreationisten mit ihrem Vortäuschen einer Wissenschaftsdiskussion verfolgen.
Fanatiker jeder Art wollen genau das zerstören. Sie meinen, daß ihr Glaube so gut und überlegen ist, daß sie dafür andere Meinungen unterdrücken können, damit möglichst am Ende alle das Gleiche denken und tun. Sie haben keinen Respekt vor der Privatsphäre, und wollen bis in die Schlafzimmer aller Menschen hineinregieren. Sie verachten Demokratie und Rechtsstaat.
Unsere Freiheit wurde einstmals gegen absolute Monarchen erstritten. Liberale Bürgerrechte gehen vor allem auf Denker des 18. Jahrhunderts zurück, die über Gewaltenteilung, Rechtsstaat, Gleichheit vor dem Gesetz und Freiheit schrieben. Und wie diese Freiheitsrechte aussehen müssen, das lernten wir immer dann, wenn Kommunisten, Faschisten oder Islamisten sie angriffen. Und jedes Mal konnten die Fanatiker es ausnutzen, daß den meisten Bürgern nicht klar war, was auf dem Spiel steht, wenn sich extreme Weltanschauungen formieren.
Der neue Krieg um unsere Freiheit wird vordergründig auf dem Boden der Wissenschaft ausgetragen, und deshalb meinen viele Menschen, es ginge sie nichts an. Aber wenn christliche Fundamentalisten mit Kreationismus und Intelligent Design die Evolutionslehre bekämpfen, dann geht es um nichts weniger, als darum, uns unsere Freiheit zu nehmen, kritisch zu denken. Und der Hebel, den die Fanatiker hier verwenden, wird so angesetzt, daß man zuerst die Wissenschaft in Zweifel setzt, um dann die Menschen schutzlos den Glaubenssätzen auszusetzen, die die Fundamentalisten vorgeben. Es wäre naiv, die Breitenwirkung dieser Taktik zu unterschätzen. Natürlich läßt sich kein Mensch mit naturwissenschaftlichen Kenntnissen, der seinen kritischen Geist nutzt, vom Kreationismus aufs Glatteis führen. Aber die meisten Menschen sind eben nicht naturwissenschaftlich interessiert und geschult, und sie können durchaus darin getäuscht werden, daß Kreationisten und Wissenschaftler eine gleichwertige Debatte führen. Ist es dann erst gelungen, ins allgemeine Denken einzuführen, daß die Bibel mehr ist als ein Glaubensbuch, können geschulte Propagandisten Menschen auch dazu bringen, es für plausibel zu halten, daß man Gesetze und Verhaltensregeln im Alltag aus der Bibel ableitet. Wohlgemerkt, so aus der Bibel ableitet, wie die Fundamentalisten es vorgeben. Vergleichbares ist im Iran und in Afghanistan abgelaufen, wo die Islamisten sich erst einen Platz als Instanz beim politischen Kampf gegen das alte Regime oder ausländische Einflüsse erstritten, dann die Deutungshoheit gewannen und am Ende diktatorische Macht.
Der gutgläubige Mensch könnte jetzt fragen: „Na, warum lassen wir nicht einfach die Meinungen streiten, die bessere Ansicht wird gewinnen?“ Oder: „Wenn wir das mit Freiheit und Toleranz ernst nehmen, dann muß da ja auch ein Platz für religiöse Fundamentalisten in unserer Gesellschaft sein.“ Zum letzteren: die Freiheit des einzelnen endet da, wo die Freiheit des anderen anfängt. Fundamentalisten bedrohen die Freiheit anderer, und genau da muß ihre eigene Freiheit enden. Wenn Familien von Fundamentalisten die eigenen Kinder so indokrinieren, daß diese nicht mehr frei entscheiden können, wie ihr eigenes Leben aussehen soll, dann ist das bereits ein Problem. Schulen der Fundamentalisten sind nicht akzeptabel. Und wenn Fundamentalisten Einfluß auf Schulbücher nehmen, wenn ihre Organisationen Druck ausüben können, wenn wegen ihnen Kliniken schließen müssen, weil in diesen Einrichtungen legale Abtreibungen durchgeführt werden, wenn Fundamentalisten versuchen, Filmaufführungen und Bucherscheinungen zu verhindern, dann ist muß ihre Freiheit unterdrückt werden zur Sicherung der Freiheit aller.
Was aber den Streit der Meinungen angeht: einen fairen Wettstreit kann es nur zwischen gleichwertigen Ansichten geben. Kreationismus ist aber ein Glaube, es ist Teil einer Religion, und es läuft außerhalb des logischen Denkens und der experimentell gestützen Forschung. Die Evolutionslehre hingegen stützt sich auf der Diskussion experimenteller Ergebnisse und auf logisches Denken. Zur Wissenschaft gehört die Selbstkritik dazu, auch die Diskussion eigener Schwächen. Genau das macht die Wissenschaft für Weltanschauungen wie den Kreationismus angreifbar, bei dem Selbstkritik nicht stattfindet.
Die Diskussion über die Evolution kann sehr tief und kompliziert geführt werden, aber damit wird man bereits dem Kreationismus nicht gerecht. Im Grunde geht es um exakt zwei Standpunkte: ist das Leben auf dieser Erde geschaffen worden oder ist es zufällig entstanden. Wurde es geschaffen, gibt es auch einen oder mehrere Schöpfer. Wirklich zwingend ist diese Theorie aber nur, wenn danach der Schöpfer selbst nicht einfach eine andere Lebensform von einem anderen Planeten ist, bei der sich automatisch die Frage nach Schöpfung oder Evolution erneut stellt, sondern ein übernatürlicher Schöpfer. Das ist automatisch ein Gott oder Götter. Dies zu leugnen, mag dann zwar eine bequeme Taktik sein, vorzutäuschen, man wolle wertneutral Fragen diskutieren. Aber es läuft automatisch auf Gott oder Götter als Schöpfer hinaus, auf irgendeine Form übernatürlicher Macht mit schöpferischem Antrieb. Das Problem einer solchen Ansicht ist, daß es keinen experimentellen Beleg für eine übernatürliche, schöpferische Macht gibt. Es gibt auch keine Lücke in dem wissenschaftlichen Gedankengebäude, die man nur dadurch schließen kann, daß es eine übernatürliche Macht gibt. Niemand hat es gesehen oder gemessen und niemand hat es gebraucht, um etwas Vorhandes zu erklären. Damit braucht man auch nicht die absurde Diskussion zu führen, es gebe zwar keinen Beweis für, aber auch keinen Beweis gegen Gott. Den Beweis gegen etwas braucht man nur dann, wenn eine Anfangsplausibilität für etwas besteht. Diesen Anfangsverdacht für einen oder mehrere Götter haben wir aber so wenig, wie wir einen für Feen, für Schneewittchen oder Rübezahl haben. Kein Mensch käme hier auf die Idee zu sagen, man dürfe nicht behaupten, daß sie nicht existieren. Gott existiert in gleicher Weise nicht, wie Feen nicht existieren. Wer dem widerspricht, der muß Beweise liefern, bevor überhaupt die Frage zu einer der Wissenschaft werden kann.
Auf welcher Basis steht nun demgegenüber die Evolutionslehre? Zunächst mal: daß das Leben zufällig entstanden ist und sich dann auch nach Regeln des Zufalls weiterentwickelt hat, ist eine Überlegung, die sich zwingend ergibt, weil diese Ansicht ohne weitere Annahmen auskommt. Diese Ansicht erfordert nichts weiter, als daß die Naturgesetze für alles gelten, ohne Ausnahme. Alles, was man hier verlangen darf, ist der Nachweis, daß die Entwicklung, die wir hier behaupten, möglich ist. Sie ist es, denn sie ist erfolgt. Leben existiert, es ist vielgestaltig. Es basiert auf Erbgut, das an Nachkommen weitergegeben wird. Das Erbgut kann sich verändern (mutieren), was jedes genetische Labor bestätigen kann, und die Veränderungen führen zu veränderten Eigenschaften der Lebensform. Zugleich erleben wir tagtäglich, daß Mitglieder einer Art verschieden erfolgreich darin sind, überlebende Nachkommen zu haben und so eine ständige Auswahl von Leben stattfindet, die bestimmtes Erbgut fördert und anderes aussterben läßt. Die wenigen Sätze hier beschreiben eine Evolutionslehre, und bereits in dieser einfachen Form, die in jedem Punkt experimentell bewiesen ist, widerspricht sie der Idee eines Lebens aus der Hand eines Schöpfers. Man braucht aber dem Trick der Kreationisten nicht zu folgen, sich daran festzubeißen, daß man die Evolutionslehre genauer festlegen kann, daß es dabei verschiedene Theorien geben kann, und daß eine davon die Neodarwinistische Evolutionstheorie ist, die sich zwar als Lehrmeinung durchgesetzt hat, die aber durch berechtigte Kritik auch einer ständigen Fortentwicklung unterliegt Es ist erwiesen, daß das Leben sich nach gewissen Gesetzmäßigkeiten entwickelt, daß Mutation und Auswahl die Entwicklung und den Bestand von Arten steuern, und daß das Leben sich über lange Zeiträume verändert. Wie nun genau die Evolutionslehre zu formulieren ist, ist Thema der Wissenschaften. Ob es Evolution gibt, braucht man hingegen nicht mehr zu diskutieren – es ist bewiesen. Gefordert ist damit daher nicht der krampfhafte Versuch, Kreationisten zu beweisen, daß sie eine Glauben vertreten, der der wissenschaftlichen Erkenntnis widerspricht, sondern zu hinterfragen, welche dunklen Ziele Kreationisten mit ihrem Vortäuschen einer Wissenschaftsdiskussion verfolgen.
4 Comments:
Als Hintergrund zu dem Beitrag:
Evolutionstheorie, Schöpfungslehre und die Politik
Mit Kopfschütteln nimmt man wahr, daß die Angriffe gegen die Evolutionstheorie sich seit einigen Jahren verstärken, und nicht nur in den USA, aber ganz speziell in einigen der bevölkerungsärmeren Staaten dort eine Intensität erreicht, die man vor 30 Jahren noch zu den Akten gelegt glaubte.
Die Debatte wirkt skuril, gibt es doch kein vernünftiges Argument für den Glauben an eine Schöpfung. Das wird dadurch überdeckt, daß man nicht mehr wie vor 100 Jahren mit der Bibel in der Hand gegen Darwin wettert, sondern der Schöpfungsgeschichte den Anschein einer wissenschaftlichen Theorie unter dem Namen Intelligent Design gibt. Die Debatte wird möglich dadurch, daß viele Menschen gar nicht genau wissen, was eigentlich mit der Evolutionstheorie gemeint ist, denn der Begriff gilt allgemein als synonym mit dem Neodarwinismus. Ein Irrtum, aber das ist ein eigenes Thema.
Der Fehler dabei ist, die politische Komponente hinter dem Kreationismus zu verpassen. Ohne diese wundert man sich nur über den Fanatismus der Schöpfungsgläubigen. Dabei steht eine geballte finanzielle Macht hinter wissenschaftlichen Einrichtungen, die das Intelligent Design vertreten, und ohne handfeste politische Interessen wäre das unverständlich. Der wesentliche Punkt ist, daß die politischen Vorstellungen der religiösen Konservativen auf der Religion basieren. Die Autorität der Religion wird daraus gezogen, daß ihre Weltvorstellungen als zumindest gleichwertig mit anderen akzeptierten Theorien gelten, als relevant auf allen gesellschaftlichen Feldern. Dazu muß der Glaube an einen konkreten und aktiven Gott gesellschaftlich akzeptiert sein. Genau dieser Glaube an einen weltlichen Gott steht im Widerspruch zur Evolutionstheorie. Also bleibt dem religiösen Konservativen gar nichts anderes übrig, als genau die Evolutionstheorie zu bekämpfen.
Die Schöpfungsidee ins Absurde geführt – aber was nützt es?
Wenn man annimmt, daß die Welt in einem Schöpfungsakt entstanden ist, läuft man schnell in eine Hermetik der eigenen Argumente. Die Tierwelt sei erschaffen – woher dann die Fossilien? Die wurden auch erschaffen. Und die geologischen Schichten, in denen wir die Fossilien finden, die in zeitlichen Abfolgen gut zu den Radiocarbondatierungen passen? Auch erschaffen. Und Sinterungen in Tropfsteinhöhlen? Erschaffen. Baumringe, die in ihrer Abfolge mit Klimaabläufen übereinstimmen? Erschaffen. Spektren der Sterne, die mit konsistenten Modelle über ihre Physik und Chemie übereinstimmen und z.T. Millionen Jahre als Licht unterwegs waren vor dem Eintreffen auf dem Teleskop auf der Erde? Erschaffen. Das könnte man jetzt, je nach Bildungshintergrund, mit Tausenden Einzelfragen so betreiben: erschaffen, erschaffen, erschaffen.
Gut, wo ist also der Beweis für all diese Schöpfungsakte? Und da ist die Diskussion spätestens am Ende. Schöpfungsakte kann man nicht beweisen, da ja offensichtlich der Schöpfer vor allem damit beschäftigt war, seine Spuren zu verwischen und sich ein gutes Alibi zu geben, daß er selbst gar nicht existiert. Nein, nein, alles wurde so konstruiert, daß man alles nur mit den Naturwissenschaften explizit ohne einen Schöpfer erklären kann.
Also gibt es für die Schöpfung nur einen einzigen Beweisweg. Man muß beweisen, daß es einen Schöpfer gibt, der zur Schöpfung unter Ausschluß der Naturgesetze fähig ist und zusätzlich sich dann noch das Alibi verschaffen kann, daß ab Schöpfung alle Naturgesetze zuverlässig funktionieren, konsistent mit dem Schöpfungsresultat. Und genau diesen Beweis bleiben die Schöpfungsgläubigen schuldig, indem sie darauf verweisen, daß Gott verborgen sei, daß er sich nur in unmittelbarer Erkenntnis offenbare, daß er mit menschlichen Instrumenten nicht aufspürbar sei, da er dies ja nicht wolle. Z.B. könnte ein technisch versierter Gott buchstäblich vor unserer Nase sitzen, wird aber Licht und Gravitation in seiner Umgebung immer gerade so erschaffen, daß er für uns und unsere Instrumente unsichtbar bleibt. Die Energie für all dieses erschafft er natürlich auch gleich aus dem Nichts. Es bleibt hier also dem denkenden Menschen nur noch frustriert festzustellen, daß die Voraussetzung für eine vernünftige Diskussion fehlt, nämlich die Vernunft auf Seiten der Schöpfungsgläubigen, denn offensichtlich ist der, der solche Behauptungen aufstellt, wie einen Gott, beweispflichtig, wie es ja auch der Naturwissenschaftler für seine Behauptungen ist.
Vom Schöpfungsglauben zur Politik
Kein Beweis, kein Gott, kein Schöpfer, keine Schöpfung. Da die ganzen Kausalitätsbeziehungen unserer Umwelt bedingen, daß diese nicht erschaffen wurde, sondern evolvierte, ist die reine Existenz unserer Umwelt ein positiver Beweis für die Abwesenheit eines Schöpfers. So weit denkt aber normalerweise kein Naturwissenschaftler, weil es nicht zur Arbeit gehört und in Detailfragen sich das Problem gar nicht stellt. Es ist dann bequemer, schlicht darauf zu verweisen, daß die Naturwissenschaften sich nicht mit Fragen der Religion beschäftigen und die Frage nach einem Gott für sie unentschieden bleiben muß.
Leider schert sich die Religion nicht im geringsten um solche Abgrenzungen. Religionen tragen einen Universalitätsanspruch in sich. Sie sollen Menschen alle Sinnfragen beantworten und ihr ganzes Leben ordnen. Also gibt erst die Religion die Antworten. Die verbliebenen Freiräume dürfen dann andere füllen. Tritt aber ein Konflikt zwischen Religion und Wissenschaft auf, dann muß selbstverständlich die Wissenschaft der Religion angepaßt werden. Gleiches gilt für Politik, Recht und Privatleben. Die entscheidende Entwicklung moderner Religionen, etwa des, sagen wir, aufgeklärten deutschen Protestantismus, ist nicht, daß der Glauben jetzt überholt sei, sondern nur, daß in ihn so viele Freiräume eingebaut worden sind, daß man zu offensichtliche Widersprüche vermeidet. Der so angesprochene moderne Protestantismus vermeidet also irgendwelche konkreten Aussagen zu Themen wie der Schöpfung, der Regierungsform oder dem Strafgesetzbuch, weil das ein zu offensichtlicher Widerspruch zu dem wäre, was die Bevölkerungsmehrheit akzeptiert. Dies geschieht, indem man die konkreten Aussagen der Bibel zu Gleichnissen und Bildern umdeutet.
Wenn also die Fundamentalisten bestimmte Wissenschaftsinhalte angreifen, dann dient das dazu, ihnen zu erlauben, bei der Auslegung ihrer Glaubensinhalte zu konkreten Aussagen zurückzukehren, und in Wissenschaft, Politik, Recht und Privatleben wieder mehr mitreden zu können. Ist die Schöpfungslehre gesellschaftsfähig, ist es auch automatisch jede andere wörtliche Auslegung der Bibel, jeder Vision eines Predigers in diesem Rahmen und wird daher dies alles zur Verhandlungsmasse in der gesellschaftlichen Willensbildung. Die Fundamentalisten wären politisch kastriert, wenn sie eine Evolutionstheorie akzeptieren würden. Selbst ein Gott, der die Lichtgeschwindigkeit beachten muß und der Menschen nur dank spiritueller Reagenzgläser und gebunden an die Gesetze der Genetik erschaffen könnte, wäre noch akzeptabler als eine Welt, in der es einen Schöpfer explizit nicht geben kann. Die Bibel oder der Koran sagen nichts zu Lichtgeschwindigkeit und Genetik. Es sind politische, juristische und moralisierende Bücher, deren Schöpfungsgeschichte nur begründet, warum es in erster Linie einen Gott geben muß, warum wir ihm unterstehen und woher also die Religion ihre Autorität zieht. Mit einem Gott, der selbst genauso nur Entstehungsobjekt ist wie man selbst, kann man vielleicht noch gleichziehen, egal wie mächtig er sonst ist. Aber nicht mit dem eigenen Schöpfer.
Strategien für und gegen die Fundamentalisten
Die religiösen Konservativen, speziell in den USA, aber auch anderswo, haben verstanden, worum es geht. Ihre Politik gründet auf religiöser Moral. Und die Autorität kann diese Moral nur aus dem Glauben an die Schriften und an den Schöpfer ziehen. Also ist der Schlüssel dazu, gesellschaftlich relevant zu bleiben, der konzentrierte Angriff auf die Evolutionstheorie. Die Angreifer mögen sogar wissen, daß eigentlich die Evolutionstheorie richtig ist, aber sie werden ebenso überzeugt davon sein, daß ihre politischen Vorstellungen auch richtig sind, und für sich die Frage entschieden haben, was von beidem sie bereit sind zu opfern.
Im Gegensatz dazu ist den meisten Naturwissenschaftlern gar nicht bewußt, um was es hier geht. Verständnislos sehen sie den Eifer, mit dem man mit idiotischer Pseudologik des Intelligent Design die Evolutionstheorie angreift, und übernehmen meistens folgende Positionen:
1. Ignorieren, denn die Angriffe sind so idiotisch, das richtet sich selbst. Irgendwann wacht dann der Wissenschaftler in seinem Elfenbeinturm auf und merkt, daß die Eingeborenen drum herum den Scheiterhaufen aufschichten und ihn gleich anzünden werden.
2. Wütender Widerspruch, wie man nur so einen Blödsinn behaupten kann, aber vorgetragen nach wissenschaftlichen Spielregeln, um die sich die Kreationisten nicht zu kümmern brauchen. Die eigentliche politische Zielrichtung wird verfehlt und man hat nur erreicht, daß die Zuhörer glauben, hier streiten Diskussionspartner auf gleichwertigen Standpunkten miteinander – das ist das Minimalziel der Kreationisten.
3. Diplomatisches Ausweichen mit dem Verweis darauf, daß halt Religion und Wissenschaft auf verschiedenen Ebenen liegen, was einer Kastration der Wissenschaften bezüglich ihrer gesellschaftlichen Relevanz gleichkommt. Sozusagen: nimm mich, schände mich, aber meine Seele gehört mir - ist mir recht, sagt der Vergewaltiger dazu.
4. Fortgeschrittener ist es, den Kreationismus ad absurdum zu führen, indem man dessen Regeln anwendet. Ein Beispiel ist die Erfindung des Fliegenden Spaghettimonsterkultes in den USA, der natürlich auf den gleichen Rechten besteht, die die religiösen Fundamentalisten für sich reklamieren. Hier geht der Angriff in den gesellschaftlich-politischen Raum und trifft dadurch den Kern. Außerdem erreicht man hier eher die Menschen, die gar nicht fähig wären, wissenschaftlichen Argumenten zu folgen. Trotzdem fragt sich, ob man damit nicht bloß die erreicht, die ohnehin überzeugt sind, während das Hauptziel, der Bevölkerungsmehrheit zu verdeutlichen, was ihnen eigentlich droht, verfehlt wird.
In Deutschland ist die Diskussion diesbezüglich noch rückständig. In den USA kann man in den Publikationen der Wissenschaftsorganisationen, wie etwa in Eos für die American Geophysical Union, Diskussionsbeiträge finden, in denen auf die politische Motivation der Kreationisten hingewiesen wird und gefragt wird, welche Antwort eine Organisation wie die AGU (und speziell ihre Geologen und Paläontologen) darauf finden sollten. In Deutschland ist man gerade erst so weit gekommen, sich in Häme über die angebliche Rückständigkeit der USA zu üben, weil in Schulbeiräten einiger Bundesstaaten wie Kansas in geduldiger Lobbyarbeit Kreationisten es schaffen, für Schulbücher Kreationismus und Evolutionstheorie als gleichwertige Theorien durchzusetzen. Dies in völliger Verkennung zum einen, daß diese oft zeitlich begrenzten Erfolge in einigen kleineren Bundesstaaten zur Zeit in den Ostküstenstaaten oder bevölkerungsreichen Staaten wie California oder Texas kaum wiederholbar wären, zum anderen, daß es hier gar nicht um die Evolutionstheorie, sondern um Politik geht, und schließlich auch, daß wir in Teilen Europas mit ähnlichen Angriffen der Fundamentalisten rechnen müssen. Mal weite Teile Afrikas und Asiens ganz außen vor...
Hier ist gerade das katholische Polen in einer unrühmlichen Vorreiterposition. Den Brüdern Lech Kaczynski (Premierminister) und Jaroslav Kaczynski (Präsident) käme die politische Deutungshoheit der christlichen (hier: katholischen) Fundamentalisten gerade recht, denn das ist ihre politische Basis. Also kommen aus Polen auch zur Zeit die heftigsten Attacken gegen die Evolutionslehre oder, anderes Thema, gleiche Taktik, die legalisierte Abtreibung, und schwappen in andere Staaten, auch Deutschland, auch Österreich, über.
Machen wir uns nichts vor: selbst im säkularen Deutschland kann man erschreckend viele Menschen davon überzeugen, daß Kreationismus und Evolutionslehre gleichwertig sind, und nicht etwa ein wirrer Glauben im Streit mit seriöser Wissenschaft.
Was sollte man tun?
1. Die Wissenschaftler müssen endlich aufwachen. Hier geht es nicht um Behauptungen von Wirrköpfen, die sich selbst erledigen, sondern um knallharte Politik, an deren Ende das dunkle Mittelalter wartet. Die Weimarer Republik konnte in das 3. Reich abstürzen, der recht moderne Iran der 70er Jahre (abgesehen von der Schah-Diktatur, harmlos im Vergleich zu dem, was zur gleichen Zeit in Syrien oder im Irak ablief) in das islamistische Mittelalter mit Steinigungen, Religionspolizei und dem Erhängen 16jähriger Mädchen, die sich des Verbrechens schuldig machten, von jemandem beim Händchenhalten mit einem Freund beobachtet worden zu sein! Aus solchen Erfahrungen heraus: bitte, habt Angst vor den religiösen Fundamentalisten.
2. Null Toleranz. Es darf dem Kreationismus gar nicht erst Raum gegeben werden. Jederzeit und überall müssen Wissenschaftler (und nicht nur sie!) die Stimme erheben und sagen: Kreationismus und Intelligent Design sind Religion. Auch wenn es die Sprecher nicht zugeben, sie vertreten den Glauben eines Schöpfergottes im Widerspruch zu der Wissenschaft, die uns Computer und Flugzeuge gibt, auf deren Basis Atomuhren laufen und genetisch manipulierte Bakterien Insulin produzieren. Wer Schöpfungsglauben in die Wissenschaft bringen will, muß erst die Existenz seines Gottes beweisen. Dieser Gottesbeweis muß als Anfangspflicht von Kreationisten gefordert werden. Da sie daran natürlich scheitern, ist die Diskussion hier bereits beendet. Man muß klarstellen, daß Kreationisten Fanatiker sind, die nichts weniger vorhaben, als die Bibel zum Maß der Dinge zu machen: den Glauben von gerade seßhaft gewordenen Hirtenvölkern, die weder Demokratie, noch Menschenrechte, weder Bakterien und Viren als Krankheitserreger noch Kühlhäuser oder Antibiotika kannten. Es ist kindisch, die Glaubenssätze von Menschen als maßgeblich anzusehen, die weder je die Erde aus dem Weltall gesehen haben, noch wußten, was Amerika ist und daß man Lepra ohne Wunder heilen kann.
3. Politiker und wir alle müssen Wissenschaftlern in dieser Debatte den Rücken stärken. Wer hier sagt, daß ihm diese Sache egal sei, möge doch das bessere (oder lautere) Argument gewinnen, der setzt seine eigene Freiheit aufs Spiel.
Ich glaube, das Ganze hat einen einfachen Hintergrund. Die Mainstreamökonomik hat versagt (Finanzkrise, Wirtschaftskrise usw.) aber fundierte Aussagen zur Ökonmie dürfen auf keinen fruchtbaren Boden fallen (z.B. teilweise Keynes).
Also muß die ganze Wissenschaft verteufelt werden. Dann können auch sachverständige ökonomische Aussagen nicht greifen.
Beispiel Prof. Sinn:
Längere Arbeitszeiten als Königsweg zu mehr Wachstum. Frankfurter Allgemeine Zeitung (FAZ), 2004, S. 13, Nr. 262 vom 09.11.2004:
'Sinn plädiert für eine Ausweitung der regulären Arbeitszeiten, etwa um 10 Prozent. "Das Wachstum über Arbeitszeitverlängerung ist der Königsweg. Wir nutzen die Maschinen besser aus, und es ist ein Wachstumsschub möglich, ohne daß man mehr Kapital investieren muß. Wachstum über Arbeitszeitverlängerung ist praktisch zur Hälfte belohnt durch ein Geschenk des lieben Gottes. Es ist so, als würde man umsonst einen größeren Kapitalstock bekommen."'
Ganz abgesehen, daß statt "umsonst" eher "kostenlos" gemeint ist, ist besser mit dem selben Argument die Arbeitszeitverkürzung zu begründen:
Das Wachstum über Arbeitszeitverkürzung ist der Königsweg. Wir nutzen die Maschinen besser aus, weil bei verkürzter Individualarbeitszeit die Maschinen durch mehr Leute länger laufen. Damit ist ein Wachstumsschub möglich, ohne daß man mehr Kapital investieren muß. Wachstum über die Arbeitszeitverkürzung ist praktisch ganz belohnt durch ein Geschenk des lieben Gottes. Es ist so, als würde man kostenlos einen größeren Kapitalstock bekommen.
Und es kommt noch etwas hinzu, was Sinn vergessen hat: Die Mehrproduktion ist absetzbar. Wer soll denn die Mehrproduktion kaufen, wenn die Leute kein Geld haben?
MfG
Ich würde das nicht auf Ökonomie verkürzen. Die Durchschlagskraft religiöser Fundamentalisten kommt daher, daß sie Allianzen schließen. Bei den Republikanern finden sich christliche Fundamentalisten, Brachialmarktwirtschaftler, Nationalisten und Lobbyisten zusammen.
Ich glaube im übrigen nicht, daß die Marktwirtschaft versagt hat, sondern daß die staatliche Aufsicht ungenügend war. Vor der Finanzkrise haben die USA Basel II nicht umgesetzt und sich geweigert, den Finanzsektor zu regulieren. Die Immobilienblase war unter anderem durch die Konditionen verursacht, mit denen Amerikaner seit den 80er Jahren Hypotheken aufnehmen dürfen. Und es gab zuviel zu billiges Geld im Markt, weil das politisch gewollt war. Ich glaube, wenn das politische System in den USA stärker deutschem Vorbild gefolgt wäre, hätte es die Finanzkrise in dem Ausmaß nicht gegeben. Die Lehre aus der Vergangenheit ist, daß man das richtige Gleichgewicht aus Marktwirtschaft und staatlicher Regulierung finden muß. Was richtig ist, muß man leider immer wieder neu herausfinden. Ich glaube nicht an Ideologien, die ein immer gleich richtiges Verhältnis von Staat und Markt vorgeben.
Die Realwirtschaft ist das Fundament, auf dem sich der Rest aufbaut. Wenn die Rahmenbedingungen eines Systems nicht stimmen, da versagt jedes System - ganz gleich ob Markt, Staat oder sonst etwas.
Selbst für relativ einfache technische Systeme hat die Regelungstheorie lange gebraucht um jedes System stabil zu bekommen.
Was wäre denn mit Basel II gewesen? Na es wären eben andere Schlupflöcher gesucht worden für Gelder, für die in der Realwirtschaft kein Bedarf war. Eher hat sogar Basel II die Finanzblase angeheizt: Das Kapital war vorhanden, die Realwirtschaft hat es nicht erhalten, weil keine Bonität - also ging das Geld ins Finanzkasino.
Die Wirtschaftskraft war ja vorhanden, um die Immobilien zu bauen - bloß die Finanzierung war nicht beherrscht.
MfG
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